Endlich konnte der Brendelsaal des Büdesheimer Alten Schlosses wieder einmal zu Konzertzwecken genutzt werden! Für das vierte Schlosskonzert der laufenden Saison hatten die Musikschule und der Förderkreis der Büdesheimer Schlosskonzerte den jungen, im Saarland und Frankreich aufgewachsenen und ausgebildeten Gitarristen Marcel Wollny verpflichten können.

Zwischen Bach und Paco de Lucía war das Programm „Zauber der klassischen Gitarre“ angesiedelt, welches der erst 22-jährige Student der Musikhochschule Frankfurt, der zur Zeit ein Erasmus-Austausch-Semester im andalusischen Córdoba verbringt, dem sehr zahlreich erschienen Publikum versprach.

Bevor jedoch Marcel Wollny die ungeteilte Aufmerksamkeit zuteil werden konnte, machte Hiltrud Höynck, die Vorsitzende des Förderkreises in einer kleinen Rede auf das 15-jährige Jubiläum des Vereines aufmerksam und lud zu einem kleinen Empfang nach dem Konzert ein. 2004 gegründet, um die Kammermusikreihe der Musikschule zu fördern, suchen die Mitglieder des Förderkreises nun nach Jüngeren, die sie in der vielseitigen Arbeit, die nicht nur darin besteht, das Programmheft herauszugeben, unterstützen möchten.

Wie wichtig ihr die Auszeiten eines Konzertbesuches sind, betonte in einer kleinen Ansprache danach die Büdesheimer Bürgermeisterin Conny Rück und hob die Arbeit der öffentlichen Musikschule und des Förderkreises, an den sie einen Scheck überreichte, besonders hervor. Schließlich konnte Musikschulleiter Christoph Möller den Künstler des Abends herzlich willkommen heißen.

Marcel Wollny begann sein Konzert schwungvoll und selbstbewusst mit „Asturias“ und „Granada“ aus der „Suite española“ op. 47 von Isaac Albéniz in der Gitarrenfassung des Klavierwerkes. Das rasche Allegro mit den toccatenartig durchlaufenden Sechzehnteln erzählt vom Königreich Asturien, während „Granada“ eine Serenade, vielleicht in den Wassergärten der Alhambra, darstellt. Den nächsten Glanzpunkt des Abends setzte Marcel Wollny, übrigens komplett auswendig spielend, mit Johann Sebastian Bachs viersätziger Sonate Nr. 2 in a-moll für Solovioline und durchaus auch für Gitarre geeignet. Die Satzfolge drückt zunächst tiefe Trauer aus, die Gitarre begleitet vollkommen verinnerlicht sich selbst. Es folgt eine rasche Fuge, von einem Andante abgelöst, Zuversicht bestimmt nun, von der Ausgangstonart wird in die Durparallele gewechselt. Hell und beschwingt endet die Sonate. Für einen jungen Musiker ist die Palette der musikalisch auszudrückenden Emotionen eine große Herausforderung, der sich Wollny erstaunlich reif stellte. Von Agustin Barrios Mangoré, dem aus Paraguay stammenden Komponisten und Gitarristen interpretierte Marcel Wollny, der sein Programm frisch moderierte, danach ein vielleicht von Bach inspiriertes „Preludio en Do menor“ und die Tremolostudie „Un sueño en la floresta – Ein Traum im Wald“. Vom russischen Gitarristen und Komponisten Nikita Koshkin folgte der 1984 entstandene „Usher Waltz“, inspiriert durch Edgar Allen Poes unheimliche Erzählung „Der Untergang der Hauses Usher“. Hier treten im Walzertakt dramatische, dissonante Klänge auf, umgeben von unwirklichen Flageolett-Tönen bis zu klirrend angerissenen Saiten. Nach dieser Tortur für die Gitarre kehrte Marcel Wollny mit „Reflejo de la luna“ von Paco de Lucía nach Spanien zurück. Ein Werk aus dem Repertoire des Flamenco, mit anderer Spielhaltung und percussiven Elementen.

Anhaltender Applaus animierte den sympathischen jungen Musiker zu einem brasilianischen Walzer von Baden Powell als Zugabe. Das nächste Schlosskonzert findet am 10.11.2019 um 17.00 Uhr mit dem „Duo Tandil“ in der Büdesheimer Andreaskirche statt.