Zum 4. Büdesheimer Schlosskonzert luden der Förderkreis der Büdesheimer Schlosskonzerte und die Musikschule in den großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses in Oberdorfelden ein. Zu Gast war das Arcanta-Trio in der Besetzung Anna-Maria Barth, Violine, Daniela Craul, Violoncello und Christina Fabel-Sauer, Klavier.
Das 2014 gegründete Ensemble hat es sich – zu Beginn in Quartettbesetzung – zur Aufgabe gemacht, zu neuen Ansätzen der Interpretation des klassischen Repertoires zu gelangen. Die Musikerinnen engagieren sich auch für selten gespielte Werke und möchten das Publikum an der eigenen Begeisterung für die Kammermusik teilhaben lassen. Das Arcanta-Trio hat über die nach ihrer Ausbildung an der Karlsruher Musikhochschule nun freischaffende Violinistin Anna-Maria Barth, u.a. ist sie koordinierte Konzertmeisterin der Neuen Philharmonie Frankfurt, ein Stipendium des Deutschen Musikrats im Rahmen des Programms „Neustart Kultur“ erhalten.
Cellistin Daniela Craul studierte an den Musikhochschulen Dresden und Frankfurt/Main und legte das künstlerische und das instrumentalpädagogische Diplom ab. Musikpädagogisch ist Daniela Craul an der Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden tätig und leitet den Fachbereich Streichinstrumente.
Christina Fabel-Sauer studierte Künstlerische Ausbildung im Fach Klavier an der Hochschule für Musik und Theater Rostock sowie Instrumentalpädagogik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt/Main. Sie blickt auf eine intensive Konzerttätigkeit mit dem Frankfurter Klavierduo und in anderen Kammermusikformationen zurück und wirkte bei Produktionen des Hessischen Rundfunks mit.
In charmanter Art und Weise übernahm Anna-Maria Barth die Moderation des Konzertes und führte das Publikum in die Entstehungsgeschichte der Werke ein. Das Arcanta-Trio eröffnete mit Mélanie Hélène Bonis (1858-1937), einer wenig bekannten französischen Komponistin, deren Lebenslauf von familiären und gesellschaftlichen Zwängen der damaligen Zeit geprägt, zeigt, wie schwer es für eine Frau war, auch bei höchster Begabung als freie Komponistin anerkannt zu werden. Ihr Kompositionsstil bleibt der Romantik des 19. Jahrhunderts verpflichtet. Das zweisätzige Werk „Soir et Matin“ op.76 zeigte sich als wunderschöne, zum Träumen animierende Musik, mit deutlich erkennbarer Klangsprache des französischen Impressionismus. „Le Soir“ schwelgerisch, zur abendlichen Ruhe kommend, „Le Matin“ wach, bewegt, mit perlenden Läufen der drei Instrumente versehen.
Der Este Arvo Pärt komponierte seine Interpretation des „Mozart-Adagio“ zum Gedenken an den verstorbenen Freund Oleg Kagan. Da diesem Mozarts Klangsprache besonders nahe war, basiert Pärts Werk auf dem zweiten Satz der Klaviersonate F-Dur KV 280, dessen Tonmaterial in die Komposition einfließt. Es wird auf die drei Instrumente aufgeteilt und mit musikalischen Kommentaren im eigenen Tintinnabuli-Stil versehen. Pärt schafft auf eine einfühlsame Art eine ergreifende und dem Trauergestus entsprechende Musik. Während das Klavier den größten Teil des originalen Notentexts behält, verstärken die Melodieinstrumente zunächst die Harmonik, übernehmen dann auch Partien des originalen Klaviersatzes, aber vor allem schärfen sie mit zusätzlichen Dissonanzen den Tonsatz. Ergreifend.
Auf diese Weise warmgespielt, nahmen Anna-Maria Barth, Daniela Craul und Christina Fabel-Sauer das Publikum zu Johannes Brahms mit. Sein Trio H-Dur op. 8 in der Fassung von 1889 sollte den Hauptteil des Konzertes einnehmen. Die vier Sätze interpretierte das Arcanta-Trio mitreißend, berührend, tiefgründig. Die Brahms’sche Klangsprache der Hochromantik deutlich sprechend, doch nie schwülstig, perfekt aufeinander abgestimmt und intonatorisch absolut sicher. Ein nach 35 Minuten ein wenig atemloses Publikum spendete den Dreien wohlverdienten Applaus und Bravo-Rufe. Sie bedankten sich mit einer „Träumerei“ des Schweizers Paul Juon. In seiner Verabschiedung erwähnte Musikschulleiter Christoph Möller die Unterstützung durch die Stiftung der Sparkasse Hanau hin, ohne die die Konzertreihe der Büdesheimer Schlosskonzerte nicht denkbar sei. Das nächste Schlosskonzert mit dem Divertimento Francoforte findet am 13. November in der Andreaskirche Büdesheim statt.