4. Büdesheimer Schlosskonzert präsentiert romantische Klavierquartette – Hermann-Levi-Quartett mit Werken aus drei Ländern
Mit einem furiosen Konzert des Hermann-Levi-Quartetts aus Gießen endete die Sommerpause der Büdesheimer Schlosskonzerte. Das Quartett, dessen Namensgeber, der Gießener Dirigent und Komponist Hermann Levi enge Verbindungen zu Johannes Brahms und Richard Wagner pflegte, spielte in der Besetzung Rüdiger Klein, Klavier, Vera Krauß, Violine, Axel Lis, Viola und Janna Ignat, Violoncello.
Das zahlreiche Publikum hatte mit dem Programm, das Werke von Joaquín Turina, Frank Bridge und Johannes Brahms beinhaltete, fast eineinhalb Stunden feinster Romantik vor sich. Die Musikerinnen und Musiker begannen im vom Förderkreis Büdesheimer Schlosskonzerte liebevoll mit Blumenarrangements geschmückten großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses Oberdorfelden mit dem dreisätzigen Klavierquartett a-moll, op. 67 des Spaniers Joaquín Turina. 1932 hatte Turina unter Einbeziehung spanischer Melodien dieses Werk ganz in deutsch-österreichischer Tradition komponiert. Der ernste, tiefe Gesang Andalusiens bildet die Grundlage. Pizzicato der Streicher erinnert an die Gitarre. Flamenco ist auszumachen.
Mit dem 1910 als Wettbewerbsstück komponierten „Phantasy-Quartet fis-moll“ des Briten Frank Bridge, der meist „nur“ als Lehrer Benjamin Brittens genannt wird, obwohl einer der besten Bratschisten seiner Zeit, wurde es stürmisch. Das „Tranquillo“ überschriebene beruhigende Ende des einsätzig komponierten Werkes wird als eine der schönsten Passagen englischer Kammermusik beschrieben. Nach so viel Sturm kündigte die Violinistin Vera Krauß zur Beruhigung eine kleine Pause an.
Zudem konnten die beiden Werke von Turina und Bridge ein wenig nachhallen, bevor das mächtige g-moll-Quartett op. 25 des
jungen Johannes Brahms erklang. Mit dem gut 50-minütigen Hauptwerk des Konzerts, das 1861 mit Clara Schumann am Klavier uraufgeführt und von Arnold Schönberg Jahrzehnte später orchestriert wurde, schuf das Hermann-Levi-Quartett orchestrale Dimensionen. Die prächtig aufeinander eingespielten Musiker ließen die Zeit wie im Fluge vergehen. Spannungsvoll und ernst die drei ersten Sätze „Allegro“, „Intermezzo“, „Andante con moto“. Im Finale, dem feurigen, spritzigen „Rondo alla zingharese – Presto“ stehen sich, wie häufig bei Brahms, der diese damals populäre Volksmusik liebte, kontrastierende Rhythmen gegenüber. Den Sieg trägt eine rasend schnelle Csárdás-Melodie davon. In Stellvertretung des Zymbal der Volksmusik übernahm Pianist Rüdiger Klein dessen Solopart.
Vom in Hessen ansässigen Quartett wünschte sich eine Zuhörerin als Zugabe nun „etwas leises“, dem das bestens aufgelegte Ensemble gerne mit einem Schlaflied von Frank Bridge nachkam. „Herbstleuchten“, das 5. Büdesheimer Schlosskonzert 2025 findet am 16.11. 2025 um 17 Uhr in der ev. Andreaskirche Büdesheim statt. Zu Gast ist die Harfenistin Bettina Linck.