Vier Frauen mit zwei Trios im Programm. Das 2. „Büdesheimer Schlosskonzert“ unter den Titel „Alles Romantik?!“ überraschte mit wechselnden Besetzungen. Zunächst jedoch musste das sehr zahlreich angereiste Publikum im Oberdorfelder Dorfgemeinschaftshaus platziert werden, die problematische Parkplatzsituation im engen Ortskern Oberdorfeldens verzögerte zudem den Konzertbeginn.

Musikschulleiter Christoph Möller begrüßte das „Arcanta-Quartett“, dessen Mitglieder Kolleginnen der eigenen und der umgebenden Musikschulen, bzw. der Musikhochschule Frankfurt sind. Die Symbiose des Ensemblenamens „Arcanta“ aus lateinisch „Arcus“ für Bogen und „cantare“ für singen weist bereits auf das Repertoire, Musik der Romantik, vom frühesten Ausläufer im 19 Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts hin. Mit Christina Fabel-Sauer, Klavier, Gudrun Jeggle, Violine, Daniela Craul, Violoncello und Christiane Schmidt, Viola und Werkeinführung, war ein ausgezeichnet musizierendes Ensemble zu Gast.

Dankbar über die große Resonanz der klassischen Kammermusikreihe der Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden stellte 2. Vorsitzende Roswitha Neuffer den „Förderkreis Büdesheimer Schlosskonzerte“, der in den vergangenen 15 Jahren 80 Konzerte im ländlichen Raum vor den Toren Frankfurts organisiert hat, vor. Sie richtete zusammen mit dem gesamten Vorstand den Wunsch an die Liebhaber klassischer Musik, sich für die Konzertreihe einzusetzen und dem „Förderkreis“ beizutreten, damit die Arbeit zukünftig auf mehr Schultern, gerne auch jüngere, verteilt werden könne.

Zunächst erklang mit Franz Schuberts Sonatensatz B-Dur, D28, das früheste romantische Werk für die Gattung Klaviertrio, bestehend aus Violine, Violoncello und Klavier. Noch an den Stilen Haydns, Mozarts und Beethovens orientiert, ist es eigentlich klassisch komponiert und stellt den frühesten Punkt der Romantik als Epoche dar. Gudrun Jeggle, Daniela Craul und Christina Fabel-Sauer zeigten eine rundum stimmige Interpretation des Werkes.

Mit „Dumka“, einem 1941 komponierten Werk für Viola, Violine und Klavier von Rebecca Clarke, die als wichtigste englische Komponistin in der Zeit zwischen den Weltkriegen gilt und der Viola zu mehr Bedeutung verhalf, wurde ein spätes Beispiel für Romantik interpretiert. Rebecca Clarke, selbst Bratschistin, überträgt in diesem Werk der Bratsche die Hauptstimme, während die Geige die zweite Stimme übernimmt. Optisch war das an der Aufstellung des Trios bereits sichtbar, Gudrun Jeggle und Christiane Schmidt hatten die üblichen Plätze gewechselt. In der Gattung „Dumka“, slawischer Volksmusik, reflektiert Rebecca Clarke den Umgang Béla Bartóks mit seinem osteuropäischen Erbe. In der introvertierten Einleitung, deren Thema im Schlussteil wieder aufgenommen wird, stützt das Klavier, während im folgenden schwungvollen, sehr an Bartok erinnernden und gar nicht introvertierten Teil, das Klavier ebenbürtiger Partner ist. Das Trio meisterte das Werk bestens aufeinander eingespielt.

Das ganz im romantischen Duktus komponierte viersätzige Klavierquartett Es-Dur, op. 47, uraufgeführt 1843, mit voller Besetzung schloss sich an. „Recht effektvoll“ fand es Schumann. Das hochromantische Werk changiert in den drei schnellen Sätzen zwischen Nachdenklich- und Lebhaftigkeit, innige und schwebende Klänge wechseln mit wilden Passagen ab. Im ersten Satz ist immer wieder der Anfang des Chorales „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ erkennbar. Alle vier Sätze sind thematisch miteinander verbunden, indem Themenanklänge in anderen Sätzen vorweggenommen werden.

Das „Arcanta-Quartett“ zeichnete sich durch absolute Ebenbürtigkeit aller Musikerinnen aus, stand über allen spieltechnischen Anforderungen des Werkes und lotete die Partitur in alle Richtungen aus, zauberte sogar orchestralen Klang in den Konzertsaal. Das Publikum zeigte mit Bravorufen und Pfiffen seine Begeisterung und die vier Musikerinnen spendierten eine Wiederholung des dritten Satzes „Andante cantabile“ als Zugabe.