Letztes Büdesheimer Schlosskonzert der Saison – Harfenistin Bettina Linck in der Andreaskirche:

Hoch erfreut über die vollbesetzte Büdesheimer ev. Andreaskirche konnte die 1. Vorsitzende des „Förderkreis Büdesheimer Schlosskonzerte“ Roswitha Neuffer das Publikum zum 5. und letzten Konzert der Saison – einem besonderen Konzert – begrüßen. Die renommierte Harfenistin Bettina Linck dankte der Einladung und erläuterte, dass es in ihrem Programm „Herbstleuchten – Klangbilder der Veränderung“ um Veränderung, Vergänglichkeit und einkehrende Ruhe gehen werde.

Darauf entführte sie das Publikum mit dem von Arpeggien gekennzeichneten, 1927 entstandenen ‚Automne‘ des bedeutenden amerikanischen Harfenisten, Komponisten und Lehrers Marcel Grandjany in eine faszinierende Klangwelt. Venezianische Barockmusik von Giovanni Battista Pescetti folgte. Die dreisätzige ‚Sonate c-moll‘ ursprünglich für Cembalo komponiert, endete fröhlich perlend. Auch von Mikhail Glinka existiert ein Werk für Harfe: Das ‚Nocturne‘ wird als erstes seiner Werke gesehen. Stimmungsvoll und nachdenklich interpretierte Bettina Linck das Werk, das bereits den Makrokosmos der musikalischen Einflüsse Glinkas zeigte. Es folgte die dreisätzige Sonate c-moll der im 18. Jahrhundert in Großbritannien lebenden Komponistin, Pianistin, Harfenistin und Sängerin Sophia Corri-Dussek, deren Werke bis weit ins 20. Jahrhundert unter dem Namen ihres Mannes Jan Ladislav Dussek veröffentlicht wurden. Der klassische Satzbau des Allegro und des Andante wird im Kehraus mit einem munteren Rondo vervollständigt.

Danach drehte Bettina Linck ihr Instrument, damit das Publikum die sieben Pedale sehen konnte. Sie erklärte deren Funktion – wie beim Klavier die schwarzen Tasten – allerdings können durch Pedaldruck pro Saite drei verschiedene Töne erzeugt werden und warum F-Saiten schwarzblau und C-Saiten rot eingefärbt sind. Zitat Bettina Linck: “Was da oben reinkommt, hängt davon ab, was unten eingestellt ist.” Komplexes Denken sei nicht nur erforderlich, auch sei die Doppelpedalharfe ein übeintensives Instrument, bei dem mit jeweils vier Fingern pro Hand auf 47 Saiten gespielt werde.

Das Programm wurde fortgesetzt mit ‚The Ministrel‘s Adieu to his Native Land‘. Darin verarbeitet John Thomas den Schmerz und die Trauer über die Auswanderung seines Bruders nach Amerika. Marcel Grandjanys zeitgenössische Rhapsodie zeigte im Anschluss, was mit der Harfe alles möglich ist. Astor Piazzollas ‘Oblivion’ (Vergessen) leitete Bettina Linck mit Rainer Maria Rilkes Gedicht ‚Herbst‘- dessen letzte Strophe „Und doch ist einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.“ genau in den Glockenschlag der Turmuhr fiel – ein. Sie verabschiedete sich mit einem emotional gespielten ‚Tango‘ von Jean-Michel Damase, der mit seinen blitzartig gespielten Passagen und stark angerissenen Saiten das Publikum so sehr begeisterte, das die Künstlerin nicht ohne Zugabe schließen konnte. Bei aller Vergänglichkeit solle das Leben Lust machen: Alphonse Hasselmans‘ Konzertetüde ‚La Source‘ spendierte Bettina Linck als Zugabe.

Die Reihe der Büdesheimer Schlosskonzerte wird im kommenden Jahr fortgesetzt und startet am 1. März 2026 mit dem Gitarristen Tristan Angenendt, dann im Dorfgemeinschaftshaus Oberdorfelden. Abonnements und Gutscheine für einzelne Konzerte sind  erhältlich.