Mit seinem Programm „Retratos – Portraits“ stellte sich das Gitarrenduo Kvaratskhelia dem Publikum der Büdesheimer Schlosskonzerte vor und hatte spanisch-südamerikanische Sonne im Gepäck. Alte Bekannte, wie Musikschulleiter Christoph Möller in seiner Begrüßung anmerkte, denn noch als Studenten waren die Brüder David und Nick Kvaratskhelia 2007 bereits in der Kammermusikreihe aufgetreten. Seitdem machten die beiden Georgier, die seit ihrer Kindheit gemeinsam musizieren, eine beeindruckende Karriere und erwarben sich den Ruf, eines der renommiertesten Gitarrenduos ihrer Generation zu sein, hervorragende Kritiken der Fachpresse unterstreichen den Anspruch. Seit 2016 hat David Kvaratskhelia einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Frankfurt. Nick Kvaratskhelia zählt seit kurzem zum Kollegium der Musikschule Schöneck-Nidderau Niederdorfelden.
Im letzten Jahr entstand die CD „Retratos“, aus der beide Gitarristen im Dorfgemeinschaftshaus Oberdorfelden ein interessantes Programm spielten, klassisch-romantisch beginnend mit der „Fantasie op. 54 bis“ von Fernando Sor. Durch zahlreiche Kompositionen für Gitarre machte sich Sor um das Instrument verdient und nutzt in diesem originalen Duo, das mit einem Bolero ausklingt, spanische Folklore. Eine der letzten Kompositionen von Sor, wie David Kvaratskhelia in seiner Moderation erläuterte. Mit warmem, weichem Ton und großer Virtuosität hatten beide Musiker ihr Publikum schnell fasziniert.
Es folgten zwei Sätze (Andante-rubato, melancolico und Allegro) aus der „Tango-Suite“ von Astor Piazzolla, der von Haus aus kein Gitarrist war, wie David Kvaratskhelia anmerkte und das Duo daher „gut beschäftige“. Ausgefeilte Technik und perkussive Elemente waren notwendig, wilde Passagen und Modulationen forderten blindes Verständnis und perfektes Zusammenspiel. Die abschließende „Suite Retratos“ des brasilianischen Komponisten Radamés Gnattali, der die brasilianische Kunst- mit der Volksmusik verband, war original für Mandoline und Orchester komponiert und für Gitarrenduo bearbeitet worden. Die Sätze des interessanten Werkes sind wichtigen brasilianischen Künstlern gewidmet. Zunächst wurde Komponist und Pianist Ernesto Nazareth, bekannt für seine Choros und Tangos brasilieros, mit einem „Valse“ porträtiert. Der zweite Satz „Schottisch“ erinnert an Anacleto de Medeiras, einen der wichtigsten Komponisten des Choro. Der dritte Satz „Corta-Jaca“ ist Francisca („Chiquinha“) Gonzaga, der ersten Komponistin Brasiliens gewidmet.
Wer genau hinsah, konnte bemerken, dass beide Gitarristen nicht auf Führungsstimme oder Begleitstimme festgelegt sind, sondern die Stimmen von Werk zu Werk wechselten. Ihr Zusammenspiel zeugte von großer Einfühlsamkeit und brüderlichem Verständnis. Erst nach einer Zugabe entließ das begeisterte Publikum David und Nick Kvaratskhelia.
Das nächste Büdesheimer Schlosskonzert „Die Facetten der Klarinette“ mit dem Liv Quartet findet am Sonntag, 09.06.2024 um 17 Uhr in der evangelischen Andreaskirche Büdesheim statt.