Von Quartett bis Dezett reichten die Besetzungen bei dem Benefizkonzert “Bläserfaszination”, dass die Musikschule und der Förderkreis der Büdesheimer Schlosskonzerte zugunsten ukrainischer Geflüchteter veranstaltete.
Normalerweise beginnt eine Arbeitsphase des Jungen Sinfonieorchesters des MKK etwa Anfang Februar eines Jahres und endet zwischen Mai und Anfang Juni mit Konzerten, wie Musikschulleiter Christoph Möller in seiner Begrüßung in der Kultur- und Sporthalle Heldenbergen erläuterte.
Nachdem Corona die Proben 2020 abrupt beendete und 2021 nicht zuließ, war der Projektstart auch Anfang 2022 fraglich, weil sich zu wenige Streicher meldeten. Die Bläsersätze hingegen waren schon frühzeitig komplett, so dass sich das Orga-Team der Musikschule um Heike Reinking zu einem reinen Bläserkonzert entschloss. Ab Anfang März studierten hohe und tiefe Blechbläser, sowie die Holzbläser separat die geplanten Werke ein.
Da vor allem aus der Spätrenaissance und dem Barock Literatur für große Blechbläserensembles bekannt ist, suchten die Blechbläserlehrer der Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden Roman Mixa und Andreas Weil Werke von Giovanni Gabrieli (Canzon per sonar primi toni à 10), Johann Kuhnau (Sonata C-Dur „Ad festum pascalis“) und Pavel Josef Vejvanovský (Serenada) für Blechbläserdezette heraus.
Um die Klangspektren sowohl der hohen als auch der tiefen Blechbläser herauszuheben, komplettierten Werke für Trompetenquartett von Heinz Burum (Romantische Quartettetüde zu Anton Bruckners 4. Sinfonie), das „Quartettino“ von Gerhard Tittel und Giuseppe Verdis „Triumphmarsch aus Aida“ sowie Sextette mit Posaunen, Tenorhorn und Tuba das Programm. Im Einzelnen spielten die tiefen Blechbläser Sousas „Washington Post March“, „Stern, auf den ich schaue“ und das Thema aus „Jurassic Park“ in einem Arrangement von Posaunist Florian Troitsch. Alle jungen Blechbläser und Blechbläserinnen zeigten große Klangkultur und Perfektion.
Die acht Holzbläserinnen und Holzbläser sowie die beiden Hornistinnen bildeten unter Leitung von Christoph Möller ein Dezett, um aus der Sinfonietta F-Dur op. 188 von Joseph Joachim Raff zu dessen 200. Geburtstag den ersten und den dritten Satz aufzuführen. Raff, zu seiner Zeit weltbekannt und Gründungsdirektor des Dr. Hoch’schen Konservatoriums in Frankfurt, komponierte das groß angelegte, halbstündige Werk 1873 in Wiesbaden. Die Sinfonietta beginnt mit einem ausgewachsenen Allegro in Sonatenhauptsatzform, die Ausführenden wird dabei einiges an Virtuosität abverlangt. Der dritte Satz Larghetto lässt zwei Themen alternieren, typisch Raff das zweite Thema als ruhig-versonnene Melodie.
Auch das Holzbläserensemble zeigte sich perfekt aufeinander eingespielt, gelegentliche Intonationstrübungen waren auf die große Hitze in der Kultur- und Sporthalle zurückzuführen.
Ebenfalls in der Besetzung eines doppelten Holzbläserquintetts folgte nach der Pause eine Bearbeitung der dreisätzigen Streicherserenade op. 20 von Edward Elgar. Die Fassung als doppeltes Bläserquintett mit Kontrabass bot völlig neue Höreindrücke der dynamisch hochanspruchsvollen, bekannten Serenade.
Dass unter den andersartigen Bedingungen im Schatten der Pandemie trotzdem ein gelungenes Konzert stattfinden konnte, kommentierte die Zuhörerschaft in der Kultur- und Sporthalle Nidderau-Heldenbergen mit anhaltendem Applaus und einem gut gefüllten Spendenkoffer, dessen Inhalt je zur Hälfte an die „Nidderauer Flüchtlingshilfe“ und das Schönecker Hilfe-Netzwerk für die Ukraine „Sorgende Gemeinde“ überwiesen wurde.