Zum 2. Büdesheimer Schlosskonzert der Saison konnten Förderkreis und Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden, vertreten durch den Fachbereichsleiter Gitarre Stephan Lima França Fischer, die Mandolinistin Ariane Lorch und den Gitarristen Wolfgang Lorch begrüßen. Mit ihrem Konzert „Geschichten und Geschichtchen rund um die Mandoline“ stellte das „Duo Lorch“ das Instrument des Jahres 2023 näher vor. Beide legen neben reger Konzerttätigkeit mit Mandoline, Gitarre und Laute den Schwerpunkt auf die Ausbildung von Laien aller Altersstufen. Ariane Lorch leitet im nordhessischen Wickenrode sowie Großalmerode mehrere Zupforchester. Sie ist Konzertmeisterin des Bayerischen Landeszupforchesters und Dirigentin des Jugendzupforchester Hessen, sowie Trägerin zahlreicher Auszeichnungen. Wolfgang Lorch arrangiert und komponiert für Zupforchester vor allem unter didaktischen Gesichtspunkten.
Im gut gefüllten großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses Oberdorfelden musizierte Ariane Lorch auf Mandolinen verschiedener Epochen, die während des Konzertes für das Publikum gut sichtbar auf Tischen lagen. Die Musikerin schilderte, wie das Instrument weiterentwickelt wurde und begann ihr Konzert auf einer sechssaitigen, doppelchörig bespannten Mailänder Barockmandoline, mit einer original für Gambe komponierten „Fantasie“ Georg Philipp Telemanns. Um die beiden anzuschlagenden Saiten auch möglichst zeitgleich zum Klingen zu bringen, nutzte sie als Plektron einen Federkiel. Ariane Lorch fuhr fort mit einem „Capriccio“, komponiert von Pietro Denis, Mitte des 18. Jahrhunderts in Paris als Lehrer und Komponist, sowie Verfasser theoretischer Bücher über die
Mandoline tätig. Das Instrument, in der Klassik stark verändert, hatte nun nur noch vier Doppelsaiten, nahm die Stimmung der Violine an und war dadurch leichter spielbar. Sie bekam die typische Rundung des Korpus, nun bezeichnet als „Neapolitanische Mandoline“. Mit dem Plektron aus Kirschbaumrinde entwickelt sich die Virtuosität enorm weiter. Vom jungen Ludwig van Beethoven stammen zwei kurze „Sonatinen“ für Mandoline und Gitarre, die von Wolfgang und Ariane Lorch daraufhin einfühlsam gemeinsam musiziert wurden. Schöne Musik, für eine Comtesse in Prag 1796 komponiert.
Danach wechselte Ariane Lorch auf eine romantische Original-Mandoline aus dem Jahr 1910 von Raffaele Calace. Auf den Erben einer der wichtigsten Mandolinenbauwerkstätten aus Neapel, zugleich Komponist, gehen neue Spieltechniken und Veränderungen zurück: Ein längeres Griffbrett und ein an die Geige angeglichener Hals ermöglichten mehr Töne, das typische Tremolo als Nachahmung langer Geigentöne kam hinzu. Die neuentwickelten Stahlsaiten erlaubten mehr Lautstärke. Mit Calaces Stück „Soirée du printemps“ und Carlo Muniers folgenden Variationen zu „Carnevale di Venezia“ erklangen nun die typischen vollen, tremolierenden und virtuosen Mandolinenklänge, mit Wolfgang Lorch als verlässlichem Gitarren-Partner. Für den letzten Block verwendete Ariane Lorch eine große, moderne Mandoline aus dem Jahr 1996. Zunächst in einem humorvollen Scherzo des Erfurter Professors Antonius Streichardt, dem Musik für Laien ein Anliegen war, hier darf die Gitarre gleichberechtigt aus ihrer Begleitaufgabe ausbrechen. Auch in Nino Rotas Filmdrama „Plein Soleil“ von 1960 findet sich die Mandoline an disponierter Stelle wieder, vor Goshi Yoshidas „Erinnerung an das ferne Minja“ erzählte Ariane Lorch von Japan und warum dort heute Zupforchester mit mehr als 100 Mitgliedern keine Seltenheit sind. Der berühmte „Czárdás“ des Mandolinisten Vittorio Monti und eine Zugabe mit koreanischer Melodik beschlossen das äußerst bemerkenswerte Konzert des Duo Lorch.