In der ressourcenschonend ungeheizten Büdesheimer evangelischen Andreaskirche stellten im letzten Büdesheimer Schlosskonzert der Saison 2022 die drei Musikerinnen des „Divertimento Francoforte“ dem Publikum Werke von Joseph Haydn vor. Nachdem pandemiebedingt 2020 und 2021 das Konzert des Frankfurter Ensembles abgesagt werden musste, war nun die Spannung des Publikums groß.

Roswitha Bruggaier (Baryton), Katrin Ebert (Viola) und Lydia Blum (Violoncello), alle drei auf alte Musik spezialisiert, spielten fünf der 126 (!) von Haydn ab 1765 für seinen Eisenstädter Dienstherrn, Fürst Nikolaus Esterházy komponierten meist dreisätzigen Werke. Ein Schatz an Haydn’schen Einfällen und beileibe nicht langweilig. Das Lieblingsinstrument des Fürsten findet in England Erwähnung ab 1615. Im Lauf des 17. Jahrhunderts verbreitete es sich auf dem gesamten Kontinent, ohne je große Popularität zu erreichen. Haydn hatte Mühe mit diesen Kompositionen, stellt das klassische Baryton mit seinen sechs wie eine Gambe gestimmten und mit dem Bogen gestrichenen Darmsaiten sowie den neun diatonisch und über die Decke laufenden Messingsaiten, die sowohl mitklingen als auch mit dem Daumen auf der rückwärtigen Halsseite gezupft werden können, eine Herausforderung dar. Klanglich ergibt sich eine Mischung aus Gambe und Harfe oder Cembalo, es übernimmt die höchste Stimme des Trios, obwohl größer als die Bratsche.

Die Windeckerin Roswitha Bruggaier, Dozentin an Dr. Hoch’s Konservatorium Frankfurt und ausgestattet mit einem Faible für wenig gespielte Instrumente, gründete „Divertimento Francoforte“ 2008 mit dem Ziel, im Rahmen historischer Aufführungspraxis die reizvollen Divertimenti wieder in Originalbesetzung erklingen zu lassen. Sie moderierte in launiger Weise und demonstrierte die Besonderheiten des Instrumentes, das als Zierde, anstatt der bei Streichinstrumenten sonst üblichen geschnitzten Schnecke einen dekorativen Miniaturkopf mit Hut trägt, liebevoll „Singender Bauer“ oder „Miklós“ genannt.

„Divertimento Francoforte“ spielt auf Nachbauten historischer Instrumente, die Bratsche von Katrin Ebert und das Violoncello von Lydia Blum passen mit ihrem ganz eigenen Barockklang zum Baryton und geben dem Ensemble einen metallisch – silbrigen Klang. Mitgebracht hatten die drei Musikerinnen die im Hobokenverzeichnis unter Gruppe XI verzeichneten Trios Nr. 36, 52, 101, 45 und 67. Das „Menuet alla zoppa“ (auf hinkende Art) aus Nr. 52 verwendet Haydn interessanterweise ebenfalls in der Sinfonie Nr. 58. Auch finden sich ein Satz, der rezitativisch klingt, an Oper erinnernd, eine Fuge mit drei Themen im doppelten Kontrapunkt, ein Variationssatz und immer wieder kleine Überraschungen. Nach ausgiebigem, die Hände wärmenden Applaus bildete der schwungvolle 7. Satz „Fuga: Presto“ aus dem Trio Nr. 97 „Zum Geburtstag des Fürsten“ die Zugabe.

Beste Unterhaltung im empfindsamen Stil! Der Förderkreis Büdesheimer Schlosskonzerte und die Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden haben auch für die kommende Saison ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt und freuen sich, alle Abonnenten, Freunde und Förderer im Auftaktkonzert am 12. Februar 2023 begrüßen zu dürfen.

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